Psoriasis

Psoriasis und Tattoos – Wird das Köbner-Phänomen zum Problem?

Dr. med. (I) Ikonija Koceva 19. März 2021 4 min. lesen

Psoriasis oder umgangssprachlich Schuppenflechte betrifft 2% der Bevölkerung. Bei dieser häufigen Hautkrankheit gibt es das sogenannte Köbner-Phänomen, welches beschreibt, dass es nach mechanischer oder sonstiger Reizung der Haut neue Schuppenflechtenläsionen provoziert werden können. Das Stechen eines Tattoos ist ebenfalls eine mechanische Reizung der Haut. In der Schweiz gibt es ca. 2000 Tattoo-Shops, wo von morgens bis abends tätowiert wird, Tendenz steigend. Sind Tattoos für Schuppenflechtenpatienten gefährlich?

Psoriasis ist eine akute oder chronische Hauterkrankung, welche in jeder Altersgruppe vorkommen kann. Charakteristisch sind streckseitig betonte, scharf begrenzte Plaques auf der Haut, wobei auch bei 30% die Gelenke befallen werden können. Ursachen für Psoriasis sind diverse Faktoren wie die genetische Veranlagung, diverse Medikamente (z.B. Betablocker) und mechanische Traumata. Das Köbner-Phänomen (auch isomorpher Reizeffekt) wurde 1872 von Heinrich Köbner beschrieben. Für das Auftreten dieses Phänomens werden diversen Krankheiten genannt. Beispiele sind Psoriasis, Vitiligo, Lichen planus oder Lichen nitidus, wobei Psoriasis das Paradebeispiel ist. Nun ist die Frage, ob ein mechanischer Reiz wie das Stechen eines Tattoos eine ernsthafte Gefahr für Psoriasispatienten ist.

Eine Studie wurde in diversen europäischen Ländern durchgeführt, um den Effekt von Tattoos auf Personen mit einer Psoriasis-Erkrankung zu untersuchen. Die Datenerhebung bei vielen Dermatologen hat ergeben, dass nur 6.6% der Psoriasispatienten Probleme nach einer Tätowierung hatten. Ernsthafte Probleme hatte niemand. In unserer eigenen Patientenkartei (ca. 19’000 Patienten) haben wir ebenfalls recherchiert und konnten keinen Psoriasis-Patienten mit dem Köbner-Phänomen nach einer Tätowierung feststellen. Auch bei Tattooentfernungen per Laserbehandlung (thermischer Reiz) konnte kein Patient mit Psoriasis und Köbner-Phänomen ermittelt werden.

Weshalb ein klarer mechanischer (Stechen eines Tattoos) oder thermischer (Tattooentfernung) Reiz kein Köbner-Effekt bei Psoriasispatienten auslöst, ist unklar. Somit ziehen wir das Fazit, dass Psoriasispatienten wohl ohne Sorgen und ernsthaften Nebenwirkungen eine Tätowierung stechen lassen oder es per Laser entfernen lassen können.